Sep 072008
 

Im Januar 2004 hat George W. Bush verkündet, dass die Vereinigten Staaten bis 2018 wieder zum Mond fliegen würden. Die Meldung hat nicht unbedingt Schlagzeilen gemacht, aber man muss sich die Frage stellen, was ein solch komplexes Unternehmen bringen soll. Dazu muss man zu den Ursprüngen der bemannten Raumfahrt Anfang der 60er des letzten Jahrhunderts gehen. Auch damals hat Präsident Kennedy die Absicht samt Termin vor dem Kongress bekanntgegeben. Anlass war der kalte Krieg und der Wettlauf mit der Sowjetunion. Diese war im Raumfahrtprogramm klar vor den Amerikanern. Wir wissen, dass Amerika die Mondlandung erfolgreich absolviert hat. Die Aufwände waren für damalige Verhältnisse unvorstellbar. Fast 400.000 Menschen waren direkt und indirekt daran beteiligt, dass gerademal 12 Astronauten den Mond betreten haben. Welcher Nutzen soll so ein krasses Missverhältnis für die Menschheit bringen?

Die Zahl der wissenschaftlichen Experimente war nur sehr begrenzt – somit auch die wissenschaftlichen Ergebnisse. Auch strategisch ist der Mond (noch) unbedeutend. Der Gewinn für die Wirtschaft und an technischem Fortschritt ist aber immens. Es ist nicht nur die vielzitierte Teflonpfanne, die aus der Raumfahrtentwicklung den Weg in nahezu jede Küche der sog. zivilisierten Welt gebracht hat. Viele kleinere und größere Erfindungen sind aber aus dieser Entwicklung hervorgegangen. Viele Beiträge sind nicht nur technischer Natur: 400.000 Menschen müssen koordiniert werden. Viele Management-Aufgaben mussten daher neu erfunden werden. Der Flug zum Mond ist extrem gefählich. Es mussten neue Sicherheitsstandard erfunden und getestet werden. Viele dieser Standards sind inzwischen in die zivile Luftfahrt eingezogen.

Ein Beispiel möchte ich aber noch näher beschreiben: Die Navigation des Raumschiffes konnte nicht vom Boden aus erfolgen. Die Entfernung zum Raumschiff beträgt schon immerhin eine Lichtsekunde. Weitere Verzögerungen von Funkstationen auf der Erde kamen noch hinzu. So war klar, dass der Navigationscomputer an Bord mitgeführt werden musste. Das setzte hohe Anforderungen an den neu zu entwickelnden Navigationscomputer. Hauptproblem war das Gewicht. Übliche Rechner der damaligen Zeit füllten ganze Räume. Soviel Platz gab es an Bord nicht. Somit wurde der Apollo Guidance Computer genannte Navigationscomputer eines der ersten Embedded Systems der Welt. Dieses System musste zudem auch zweimal mitgeführt werden: Einmal für das Mutterschiff und einmal für das Landegefährt auf dem Mond.

Ein häufig angebrachter Punkt sind die Kosten für den Mondflug. Die NASA hat derzeit ein Budget von knapp 14 Milliarden US-Dollar. Zum Vergleich: Die deutsche Rentenversicherung erhielt im Jahr 2007 aus dem Bundeshaushalt einen Rentenzuschuss von etwa 90 Milliarden Euro. Sicherlich kommt man mit 14 Milliarden Euro nicht zum Mond und die Rentner sollen nicht zu Gunsten des Mondflugs auf ihre wohlverdiente Rente verzichten. Gemessen, was die Wiedervereinigung bisher gekostet hat, sind die Kosten für den Mondflug aber erstaunlich gering. Zu einem weniger drastischem Ergebnis kommt Jesko von Puttkamer in seinem Buch „Wir sehen de Erde“. Dort wird aufgerechnet, dass der Werbeetat der amerikanischen Zigarettenindustrie in etwa doppelt so hoch war, wie der finanzielle Aufwand, den Mond dann erreicht zu haben.

Unterm Strich lässt sich sagen, dass der Gewinn für eine Volkswirtschaft sehr hoch war. Viele Zuliefererbetriebe haben vom technischen Fortschritt profitiert. So war das starke Wirtschaftswachstum in den 60ern des vergangenen Jahrhunderts durch die Raumfahrtentwicklung wesentlich mit begründet. Die gleichen Mechanismen greifen auch heute. Es ist also nichtinteressant auf dem Mond zu sein, sondern viel wichtiger ist der Weg, wie man dorthin kommt. Und außerdem: es ist auch einfach nur cool 😉

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